Freitag, 6. Mai 2011

Exkurs Ostdeutsch

Lasst uns doch heute einmal einkaufen. Also den Einkaufsbeutel aus Dederon (Handelsname für Polyamid statt Perlon oder Nylon, ist ein Kunstwort aus der ausgesprochenen Abkürzung fürD(e)-D(e)-R und Molton, einem textilen Grundstoff) geschnappt, die Kittelschürze aus selben Material abgelegt und los.

Auf dem Land gehen wir zunächst in den Konsum (genossenschaftlich organisierte Lebensmittelkette). In der größeren Stadt ist es eine Kaufhalle (Supermarkt). Wir brauchen unbedingt Feinfrostwaren (Tiefkühlkost), Fit ("das" eine Geschirrspülmittel ) und Puffmais (Popcorn) fürs Kind. Schön wäre auch Staniolpapier (Aluminiumfolie). An Trink fix (Kakaopulver) ist wohl nicht zu denken, denn das ist Bückware (Ware, nach der sich der Verkäufer "bücken" muss, weil sie nicht öffentlich ausgelegt und "unter dem Ladentisch" gelagert werden.)

Natürlich gibt es Trink fix im Delikatladen. Schließlich bietet so ein "Deli" Lebensmittel des "gehobenen Bedarfs" an. Allerdings zu meist überteuerten Preisen. Hier sind im Sortiment hauptsächlich Nahrungs- und Genussmittel (Delikatessen), darunter begehrte Exportartikel und andere selten erhältliche Waren, teilweise in Westaufmachung oder auch Westmarken. Eine Büchse Ananas bekommt man beispielsweise für 8,00 Mark!

Die gibt es im Intershop (Einzelhandelskette mit Westwaren) natürlich für viel weniger Geld, Westgeld wohlgemerkt. Das muss allerdings - wenn man es hat - in Forumschecks eingetauscht werden.

Da wir kein Westgeld haben, lassen wir dem Kind im CENTRUM-Warenhaus heute etwas Gutes zukommen und kaufen in der Abteilung Jugendmode ein fetziges Nicki. Das ist nicht der heute noch gängige Samtstoff, sondern ein dem T-Shirt entsprechender kurzärmliger Pulli. Dazu noch eine Niethose, die Jeans des Ostens.

Für die gehobenen Ansprüche und/oder prall gefüllteren Geldbeutel schlendern wir auf der Suche nach Obertrikotage (gestrickte Oberbekleidung) noch im Exquisit vorbei, dem entsprechenden Geschäft mit hochpreisiger Bekleidung und Kosmetika. Vielleicht verpackt man unser Erworbenes dort auch in eine Celluphantüte (die Plastiktüte bzw. Plastikeinkaufstüte, nicht ganz korrekt, wird aber so bezeichnet).

Nach all dem Stress haben wir uns aber nun eine Schlemmerpause in der HO-Gaststätte (HandelsOrganisation, staatlich geführtes Einzelhandelsunternehmen) verdient. Wir sind auf der glücklichen Seite und werden sofort platziert. Nun können wir zwischen Broiler (Gummiadler, Brathähnchen), Jägerschnitzel (ist kein Schnitzel mit Pilzen, sondern eine panierte Jagdwurstscheibe, die gebraten wird), Soljanka (beliebte dünn- bis dickflüssige würzige und säuerliche Suppe der russischen Küche) und Würzfleisch (Ragout fin) wählen. Das Kind bekommt dazu jetzt endlich seine Club-Cola (die es noch heute gibt, die aber leider nicht mehr so wie früher schmeckt) mit Trinkröhrchen (Strohhalm) und eine Frösi (Kinderzeitschrift "Fröhlich sein und singen) zum Lesen.

War das ein Tag...

6 Kommentare:

  1. liebe Anke, das ist für mich immer interessant zu lesen...ich wünsche dir ein wunderbares Wochenende und einen ganz schönen Muttertag !!!! ganz liebe Grüße von Kathrin

    AntwortenLöschen
  2. Liebe Anke,
    höre ich da ein bisschen Wehmut raus? Nicht wirklich oder? ;o))))?
    Einige der Begriffe kommen mir aber schon recht bekannt vor, die gab es auch "bei uns", wie z.B Konsum oder Zellophantüte oder so einiges andere.
    Freuen wir uns über den Lauf der Geschichte und das nichts so bleibt wie es ist, denn das Leben ist spannend und schön und bringt uns jeden Tag neue Herausforderungen; es ist das, was wir draus machen!♥
    Und deswegen freu ich mich für dich für dein sonniges Reiterwochenende bei strahlendem Sonnschein!!Das wird super!!!!
    Übrigens ist es eine wundebare Sache, dass ihr eigenen Honig habt, was für eine gesunde Alternative zum kommerziellen Honig, das ist richtig wertvoll und der schmeckt bestimmt supergut!!
    Ich wünsch dir ein Traumwochenende,
    mit herzlichen Grüße, cornelia

    AntwortenLöschen
  3. Liebe Anke,
    da kommen mir doch so einige Begriffe bekannt vor :Staniolpapier oder Broiler z.B., aber Bückware habe ich noch nie gehört ;o)!Herzlichen Dank, für diesen Einkaufsbummel, er hat mir sehr viel Freude gemacht ;o)!Einen wundervollen resttag und die liebsten Grüße,Petra

    AntwortenLöschen
  4. Liebe Anke
    auch für mich sind einige Begriffe "spanische Dörfer" trotzdem sehr interessant ;-))
    Ich lese alles nochmal in Ruhe durch und kann es ja auch dann googeln ;-))
    Trotzdem möchte ich es nicht versäumen Dir mit Deiner Familie ein schönes Wochenende zu wünschen!
    Lass es Dir gut gehen!!
    Liebe Grüße von Doris

    AntwortenLöschen
  5. Hallo Anke,
    eigentlich wollte ich mich für das schönste Kompliment, das ich bekommen kann (wenn sich jemand inspiriert fühlt), danken!
    Doch dann lese ich Deinen Streifzug und werde nachdenklich und bin begeistert und erinnere mich. Ich habe meine kostbaren Forumschecks (5DM) im Intershop gelassen, dabei geschnuppert und den Duft inhaliert und bin eigentlich immer noch auf der Suche nach diesem Geruch.
    Wenn ich mal wieder zuHause bin, esse ich ein LPG (Bauernfrühstück)! Ich wasche immer noch mit Spee, spüle mit Fit, nasche Knusperflocken und Hallorenkugeln.
    Hach ja, eine schöne Geschichte hast du da verfasst!
    Liebe Grüße von Dana

    AntwortenLöschen

Nutzer der Kommentarfunktion erklären sich mit der Speicherung und Verarbeitung ihrer Daten durch diese Webseite einverstanden.