Montag, 6. Januar 2020

Verliebt in Texas

Vor zehn Jahren wurde Molly Hart bei einem Überfall auf die Ranch ihres Vaters entführt, lebte danach bei den Kwahadi Comanchen und einem weißen Trapper. Jetzt, im Jahr 1877, ist sie endlich frei, kehrt in ihre texanische Heimat zurück, steht vor den Gräbern ihrer Eltern und ihrem eigenen und vor einem verlassenen und zerfallenen Haus. Neben dem Schmerz über den Verlust stößt Molly auf Erstaunen und Freude, aber ebenso auf Ablehnung. Und dann ist da noch der Mann, den sie niemals wiederzusehen glaubte.

Auch Matthew Ryan ist heimgekehrt. Seine Jahre als Ranger und harte Erlebnisse aus einer mit Folter verbundenen Gefangenschaft bei einem mexikanischen Bandit haben ihn verändert. Er ist schweigsam geworden und hängt seinen Gedanken nach. Und außerdem lastet der Tod der kleinen Molly schwer wie ein Felsblock auf ihm, weil er sie einst allein gelassen hat. In jenem Sommer der schrecklichen Ereignisse hatte Matt auf Wunsch seines Vaters auf der Hart-Ranch ausgeholfen und sich mit der damals neunjährigen Molly angefreundet. Für ihn, den immerhin acht Jahre Älteren war dieses wilde und begeisterungsfähige Mädchen die Schwester, die er nie hatte, und sie eroberte sein Herz im Sturm. Matt hatte sich als ihr Freund und Beschützer gefühlt. Deshalb quält sein vermeintliches Versagen sein Gewissen.

Nach langer Zeit treibt es ihn wieder zur alten Hart-Ranch, und er traut seinen Augen kaum, als er in der abgelegene Gegend der texanischen Prärie einer einsamen Reiterin begegnet und feststellt, dass es die totgeglaubte Molly Hart ist...


Kristy McCaffrey “Verliebt in Texas” ist ein Western, der klassische Elemente darbietet und einen Teil US-amerikanischer Geschichte thematisiert, in der es unter anderem um die Gefangenschaft weißer Kinder bei Indianern geht. Hierbei nimmt die Autorin keinerlei Wertung vor, sondern schildert auf neutrale und authentische Art und Weise die positiven und negativen Gegebenheiten. Allerdings steht das Leben bei den Indianern weniger im Vordergrund. Vielmehr beschäftigt sich Kristy McCaffrey mit der Situation derjenigen, die zurückkehren. Sie schildert an Hand ihrer Heldin Molly beispielsweise, wie viel Abscheu, Verachtung, Feindseligkeit und Ignoranz sich gerade Mädchen und Frauen gegenübersahen.

Daneben sorgen die Frage, wer für den Tod der Eltern der jungen Frau verantwortlich ist, und ein Familiengeheimnis für Aufregung im Verlauf des Geschehens. Natürlich würzt die Autorin ihre Geschichte mit Liebe und Romantik, und so sind auch entsprechende Szenen vorhanden. Im Großen und Ganzen hat “Verliebt in Texas” ein angenehmes Erzähltempo, in dem lediglich ab und an wiederholende Überlegungen auftreten. So erscheinen besonders die Zweifel und Schuldgefühle, denen sich Matt unterwirft, doch zu häufig erwähnt. Dadurch verharrt die Handlung für einen kurzen Moment, gewinnt dann andererseits durch einfließenden Humor.

Die von Kristy McCaffrey entwickelten Figuren sind mit vielfältigen Charakterzügen versehen. Sie passen in die Zeit und wirken trotzdem nicht veraltet. Das Schicksal hat Molly und Matt geprägt, sie haben in ihrem bisherigen Leben einiges meistern müssen und tragen bereits manche Lasten mit sich herum. Beide spüren immer noch die innere Verbundenheit von vor zehn Jahren, zu der eine gegenseitige intensive Anziehungskraft kommt. Während Mollys Herz schnell für Matt entflammt, will dieser keine weitere Annäherung, weil er meint, dass er nicht gut genug für die junge Frau sei. Bei seinem Bemühen, Molly einen Ehemann zu suchen, sie zugleich jedoch vor den Männern verstecken zu wollen, entstehen durchaus vergnügliche Augenblicke. Es dauert eine Weile, bis Matt merkt, dass sich die eigenen Gefühle nicht beeinflussen lassen.

Molly zeichnet aus, dass sie sich nicht vor Veränderungen fürchtet und für ihre Vergangenheit schämt. Auch bei den Kwahadi Comanchen traf sie auf Menschen, die ihr zugetan waren. Indes möchte sie Matt und seine Familie nicht in Verruf bringen.

Die Nebenfiguren, Familie und Freunde und weniger Wohlgesonnene haben eine differenzierte Ausarbeitung erfahren, fügen sich in das Gesamtbild ein. Sie ergänzen die Handlung, ohne zu viel Platz zu beanspruchen.

“Verliebt in Texas” sorgt mit einer ansprechenden Geschichte und treffsicher porträtierten Figuren trotz kleiner Schwächen für eine mitreißende Lektüre.

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