Dienstag, 7. Juli 2020

Drei Tage Mörderisches Mallorca - Tag 2: Die Geschichte

Commandante Antonio Morales, der viele Jahre bei Europol gearbeitet hat, ist auf seine Heimatinsel Mallorca zurückgekehrt. Zum einen möchte er den seit zwei Jahren ungelösten Mord an seinem Halbbruder aufklären, zum anderen verspricht er sich von dieser Entscheidung endlich einen ruhigen Arbeitsplatz im Morddezernat und mehr Zeit für seine Frau Melanie, die als Anwältin tätig ist. Dafür nimmt in Kauf, dass seine ehemalige Geliebte Anabel García als seine Chefin bei der Jefatura des Policía Judicial das Sagen hat.

Aber von wegen entspannte Arbeitsbedingungen, Toni Morales täuscht sich gewaltig!

Einen Tag vor seinem offiziellen Dienstantritt wird an der Stadtmauer von Palma eine Frau tot aufgefunden. Die alte, fast neunzigjährige Nonne ist ermordet worden. Dieser Fall entpuppt sich von Anfang an als rätselhaft und mysteriös, stellt sich doch die Frage, wer einen Grund haben sollte, eine katholische Schwester zu töten? Schwester Clara lebte noch nicht lange im Konvent auf Mallorca, hatte kurz vor ihrem Tod gebeichtet und eine falsche Identität angenommen und ist beileibe kein Unschuldslamm gewesen. Zudem scheint ihre Personalakte in Madrid verschwunden. Genauso wie jene Frau, mit der die Nonne kurz vor ihrem Tod eine heftige Auseinandersetzung hatte.

Erst durch ein zweites Mordopfer kristallisieren sich erste Zusammenhänge heraus, und Toni Morales und seine Teamkollegen schlagen ein düsteres und undurchsichtiges Kapital der spanischen Geschichte auf, mit der sich zeitgleich auch seine Frau Mel beschäftigt.


Über Jahrzehnte kam es während der Diktatur von Francisco Franco von 1939 bis 1975 zur Entführung zehntausender Säuglinge und Kinder, zum Teil direkt nach der Geburt. Diese Verschleppungen wurden von einem kriminellen Netzwerk aus Ärzten und Krankenschwestern, Priestern und Nonnen sowie Beamten und Beerdigungsunternehmern gedeckt. Die sogenannten „Niños Robados“ – die geraubten Kinder – wurden vor allem politisch unbequemen republikanischen Regimegegnern weggenommen und an kinderlose, meist regimetreue Paare verkauft. Das Vorgehen zunächst hatte politisch-ideologische Gründe, war ungeachtet dessen ein für die Beteiligten einträgliches Unterfangen. Das staatliche Umerziehungsprogramm stützte sich auf die These, nach der republikanische Frauen eine angeborene Neigung zur Perversion hätten, die mit ihrem demokratisch Engagement ausbrechen würde. Dies rechtfertigte den dauerhaften Entzug der Kinder.

Das „Geschäft“ boomte, so dass es auch nach dem Ende der Franco-Ära bis 2001 weitere zahlreiche Fälle gab.

Ein Interesse an der Aufdeckung ist kaum vorhanden. Die Betroffenen – Eltern und Kinder – stehen vielfach ohne Unterstützung da. Eine Kooperation mit den spanischen Behörden gestaltet sich schwierig, vor allem nach dem Erlass des Amnestiegesetzes von 1977, der als ein Beitrag zum friedlichen Übergang von der Diktatur zur Demokratie gesehen wird. Damit droht den Tätern der Franco-Diktatur keine juristische Verantwortung mehr.

Menschen, die sich aufrichtig um Aufklärung bemühen, werden mundtot gemacht. Für die Opfer ist es gleichwohl tragisch und ungewiss, dass sie jemals die Wahrheit erfahren und ihre biologischen Verwandten finden werden...


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Der Roman ist bei Pendo im Piper Verlag erschienen.

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