©kanonverlag
Meine erste bewusste
Erinnerung an Manfred Krug – neben den Erzählungen meiner Eltern – war die
eines Märchenkönigs. Drosselbart entsprach so gar nicht dem klassischen Bild und
sang dazu noch. Damit füllte er seine Rolle des Königs, der als Spielmann das
Herz der stolzen Prinzessin erweichen kann, allerdings sehr gut aus.
Singen konnte er
also und schauspielern auch. In der DDR war der Stahlarbeiter, der mit seinen
Auftritten als Schauspieler und Sänger bleibende Eindrücke hinterließ, beliebt
und eine „kleine“ Berühmtheit, und als er 1977 ausreisen musste, ist sicher nicht
nur ihm der Abschied schwergefallen.
Manfred Krug knüpfte
in der Bundesrepublik an seinen Erfolg an und mit „Auf Achse“, „Liebling
Kreuzberg“ und dem „Tatort“ schrieb er Fernsehgeschichte. Selbst seine Karriere als Sänger blieb nicht auf der Strecke.
Und nicht nur
das. Manfred Krug war zudem ein passionierter Flohmarktbesucher und beharrlicher
Sammler von Antiquitäten und Kuriositäten. Daneben ein sorgfältiger Zeitungsleser, Fernsehgucker, großartiger Tagebuchschreiber und Notierer von vielen
Beobachtungen und Anmerkungen, Erkenntnissen und Weisheiten, Anekdoten und
schrägen Momente, Geistesblitzen und Assoziationen.
An diesen zum
Teil verblüffenden Einsichten dürfen wir teilhaben, wenn wir das Büchlein „Mir
fällt gerade ein …“ zur Hand nehmen. Bemerkenswert an diesem von Lektorin Krista
Maria Schädlich zusammengestellten wundersamen Sammelsurium ist die Vielfalt
des Interesses von Manfred Krug.
Mit einer
Neugier und Leidenschaft auf die (Um)Welt betrachtet er Menschen und Tiere, Zeitungen
und Nachrichten, Fernsehsendungen, Filme und Dreharbeiten, speichert erstaunt
und begeistert Wissenswertes, führt haargenaue Auflistungen von Flohmarktfunden,
äußert seine unverblümten Auffassungen und Meinungen zu Politikern, Künstlern und Handwerkern und
vermittelt mit diesen im Kern eventuell unwichtigen, im Inhalt indes unentbehrlichen
Dingen manch verblüffende Sichten hinter die Fassade eines selbstbewussten Mannes und Menschen.
"Im Dresdener Zoo gibt es eine Riesenschildkröte 'Arnoldi', die eines der 18 letzten Exemplare ist. Das Tier, ein Männchen, stammt von den Galapagos-Inseln und ist 140 Jahre alt. Es hat damit die Hälfte seiner Lebenserwartung hinter sich und soll jetzt auf die Inseln zurückkehren, die Art retten helfen."
Seine Ergänzung
findet das Büchlein durch die Radierungen des Malers und Grafikers Moritz Götze,
der bereits den Krugschen Lyrikband „66 Gedichte – Was soll das?“ illustriert
hat.
Das
Sammelsurium, dieses amüsante und liebenswürdige Durcheinander, ermöglicht es,
dem Menschen Krug nahe zu kommen und seine Begeisterung für Absurditäten und
das Ausgefallene sowie seinen speziellen nachdenklichen Blick auf das Leben in zwei deutschen
Staaten und die Welt kennenzulernen, auch wenn vielleicht der Hintergrund der ein oder
anderen Anmerkung verborgen bleiben wird.
4,5 Sterne
*Werbung*
Das Sammelsurium ist im Kanon Verlag erschienen, dem ich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares danke.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Nutzer der Kommentarfunktion erklären sich mit der Speicherung und Verarbeitung ihrer Daten durch diese Webseite einverstanden.