Wir
schreiben das Jahr 550 vor Christi Geburt und begegnen Menschen, deren Leben
stark mit dem Glauben an die Götter verbunden und darauf ausgerichtet ist, deren
Gebote und Hinweise zu befolgen.
So
verwundert es nicht, dass Rig Cedrych vom Volk der Elurer nach einer
unheilverkündenden Prophezeiung seines Druiden sein ungeborenes Kind
unmittelbar nach der Geburt töten will. Triquetos, der den Zorn der
Götter fürchtet, gelingt es allerdings, das neugeborene Mädchen zu retten und
in die Abgeschiedenheit des Waldes zu bringen, wo es von der alten Moja
versteckt vor den Menschen und ihrer Familie aufgezogen und in der Heilkunst
ausgebildet wird. Alenja ahnt selbst nichts von dem Leben, das sich fernab des
halb verfallenen Gehöfts vollzieht.
Aber
zehn Jahre später wird das Geheimnis des Druiden entdeckt. Er und Moja bezahlen
dies mit ihrem Leben, und Alenja wird nach Pyrene, dem Fürstensitz ihres Vaters
gebracht. Dessen Einstellung hat sich inzwischen gewandelt, da seine Frau ihm
außer dem Mädchen keine weiteren Nachkommen schenken konnte. Rig Cedrych hat
Pläne mit seiner Tochter: Er will sie mit dem ältesten Sohn des Rigs von Opia
verheiraten und seine Machtposition stärken.
Alenja
ist auf dem Fürstensitz Pyrene im Grunde wieder allein. Zu ihrer Mutter Lita vermag sie keine wirkliche
Beziehung aufzubauen, lediglich ihr Hund Arto und die Sklavin Sulis, mit der
sie vertrauensvoll reden kann und die zu einer Freundin wird, sind in ihrer
Nähe und begleiten sie nach Opia, wo nach einer Prüfung des Mädchens die Hochzeit
mit Airell stattfinden soll.
In
ihrer neuen Heimat angekommen, begreift sie sehr schnell, dass ihr Zukünftiger brutal
und erbarmungslos ist, wohingegen sein
Bruder ihr mit Wohlwollen begegnet. So ist es nicht verwunderlich, dass Alenja
sich in Faol verliebt und ihre Gefühle von diesem erwidert werden.
Doch hat
diese Liebe überhaupt eine Chance?
„Die
Tochter der Kelten“ punktet mit einem umfangreich recherchierten Gerüst der historischen
Hintergründe, welches die von Heidrun Hurst ersonnene Geschichte hervorragend stützt.
Insbesondere
die intensiven und eingehenden Schilderungen von Sitten, Gebräuchen und
Ritualen lassen die Möglichkeit zu, das Leben der Kelten in einer nur wenig
erforschten Epoche zu verstehen, ihre Reaktionen und Handlungen zu begreifen
und nachzuvollziehen.
Dazu
trägt einerseits der einfache und überwiegend gefällige, andererseits bilddeutliche
Sprachstil bei. Dies zeigt sich bereits im Prolog, in dem die Autorin das
Wagnis eingeht, unmittelbar zu Beginn blutige Grausamkeiten darzustellen. Denn hier
beschreibt sie die Entdeckung der Bewohner der Hütte im Wald,
bevor sie dann in der Vergangenheit zurückkehrt und erläutert, wie es zu den
Ereignissen gekommen ist.
Zwar
beruhigt sich die Lage im Verlauf der Ereignisse zunächst, um dann jedoch
erneut mit dramatischen Wendungen aufzuwarten, ohne dass die Geschichte ihre
Glaubwürdigkeit verliert.
Tatsächlich
verlangt die Autorin ihrer klugen und entschlossenen Heldin einiges ab, so dass
sich im Verlauf des Geschehens eine emotionale Verbundenheit mit Alenja laufend
erhöht, mit ihr gelitten und gehofft wird, dass sich bessere Aussichten für
ihre Situation offenbaren, ohne zu übersehen, dass die junge Frau nicht
fehlerfrei ist.
Die
Figuren sind mit vielfältig gestalteten Eigenschaften versehen, wenngleich dadurch
bisweilen eine eindeutige Zuordnung zu Gut und Böse vorgenommen wird. Andererseits
verändert die Autorin aber auch die diesbezügliche Position. Beispielhaft sei Lita,
die Rigani, erwähnt, die sich im Machtgefüge der Männer zu behaupten weiß und
deren Entwicklung ich neben der ihrer Tochter Alenja mit Achtung gefolgt bin.
Am
Ende von „Die Tochter der Keltin“ hat Alenja ihrem Schicksal eine neue Richtung
gegeben. Ich bin neugierig, ob es ihr weiter gewogen bleibt.
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