Donnerstag, 27. Juli 2023

Blogtour TOXIN: Milzbrand - heute Biowaffe

Obwohl 1925 zahlreiche Staaten in Genf ein Abkommen über den Verbot von chemischen und biologischen Kampfstoffen unterzeichneten – eine Reaktion auf den Einsatz von chemischen Waffen im Ersten Weltkrieg –, behielten sich die USA und die damalige Sowjetunion das Recht vor, in Ausnahmefällen diese Waffen herstellen, lagern und im Falle eines militärischen Angriffs auch nutzen zu dürfen.

Trotz dieses Abkommen wurden biologische Waffen auch in anderen Staaten gefertigt und getestet. Beispielsweise produzierten im Zweiten Weltkrieg amerikanische, britische und kanadische Labore sogenannte "Milzbrand-Bomben".

Die Verlockung der Verwendung biologischer Kampfstoffe ist groß, deren Produktion ist im Vergleich zu herkömmlichen Waffen nämlich äußerst günstig.

Faktisch könnte man Bacillus anthracis als das Urbild eines bakteriologischen Kampfstoffes bezeichnen. Der Einsatz zeigt sich hierbei nämlich dahingehend von Vorteil, dass die breite Bevölkerung keine Immunität gegen die Krankheit aufweist. Bei einer kurzen Inkubationszeit und niedrigen Infektionsschwelle verursacht der hoch virulente Erreger eine sehr schwere und im schlimmsten Fall tödliche Erkrankung und setzt folglich die Menschen schnell außer Gefecht.

Hinzu kommt, dass das die krankheitserregende Wirkungsfähigkeit des Erregers bei der Produktion, Lagerung sowie beim Transport asserviert werden kann. Die Sporen sind für Luftpartikel geeignet und bleiben lange gefährlich, weil sie – wie bereits erwähnt – Austrocknung, Temperaturwechsel und UV-Licht überstehen und dennoch ihre Keimfähigkeit und Virulenz erhalten wird. Außerdem lassen sich Stämme entwickeln, die gegen gebräuchliche Antibiotika resistent sind.

Letztlich erweisen sich die niedrigen Kosten bei der Herstellung und eine einfache Produktionsweise von massenhaft Bakterien und Sporen als aussichtsreich. Mit einem Gramm Sporen können zehn Millionen Menschen getötet werden. Die Weltgesundheitsorganisation hat geschätzt, dass durch den Einsatz von 50 Kilogramm von Bacillus anthracis bei günstigem Wind in einer Stadt mit 500.000 Einwohnern 95.000 Menschen getötet und 125.000 weitere außer Gefecht gesetzt werden könnten.

Für Angreifer selbst besteht dabei kaum ein Risiko einer Ansteckung. Aus diesem Grund sind Milzbrand-Bomben auch zur ihrer Bezeichnung: "Atombombe der Armen" gekommen.

Das im Jahr 1972 von 130 Staaten unterzeichnete B-Waffen-Abkommen, die Entwicklung, Herstellung, Lagerung und Transport biologischer und toxischer Waffen untersagt, erfährt auch nicht die gewünschte Umsetzung, denn viele Länder halten sich nicht daran, und viele Staaten stellen zudem heimlich Biowaffen her: Bulgarien, China, Nordkorea, Kuba, Ägypten, Indien, Iran, Israel, Laos, Libyen, Syrien, Taiwan und Vietnam.

Erschreckend ist auch die Tatsache, dass inzwischen Terrororganisationen biologische Kampfstoffe für ihre Ziele einsetzen. Ein Beispiel hierfür ist die japanische Aum-Sekte, die 1990 in Tokio vor einem Gebäude Milzbrand-Bazillen freigesetzt hatte.

Schlussendlich bleibt also Bacillus anthracis eine besonders heimtückische Bedrohung, nach der Entdeckung ist oft schon zu spät. Zwar werden Impfstoffe, Antibiotika und äußerlich anzuwendende Hilfsmittel entwickelt, doch all das muss andauernd dem Stand der Biowaffen, deren Hersteller von den Fortschritten in der Genetik und Molekularbiologie ebenfalls profitieren, angepasst und folglich parallel verbessert werden.

Ein Wettlauf, in dem es vielleicht nur einen Sieger geben könnte: Bacillus anthracis …

P. S. Oder gibt es eventuell noch Hoffnung für eine positive Entwicklung?


Was, wenn eine jahrhundertealte Seuche aus der Arktis zurückkehrt?

Als in Berlin Obdachlose an Milzbrand sterben, ist Wissenschaftsjournalistin Nina Falkenberg alarmiert. Die Fälle erinnern an ein Ereignis in Alaska vor 10 Jahren, als das Auftauen des Permafrostbodens einen tödlichen Erreger freisetzte. Ebenfalls in Alaska verschwindet Ninas Freund, der Milzbrand-Forscher Gereon Kirchner. Nina bittet ihren Bekannten Tom Morell, dorthin zu reisen und herauszufinden, was passiert ist. Schon kurz nach Toms Ankunft taucht in einem Eistunnel eine Frauenleiche auf. Ist Gereon schuld an ihrem Tod? Hat er gar mit dem qualvollen Tod der Obdachlosen in Berlin zu tun? Während Tom und Nina versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen, müssen sie begreifen, dass sie gegen einen sehr viel mächtigeren Gegner kämpfen, als sie dachten ... (Quelle: Verlag)

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Erschienen ist der Roman bei Lübbe Belletristik. Die Blogtour wurde organisiert von den Autorinnen.

Blogtour TOXIN: Milzbrand - früher Geißel ...



Heute erscheint endlich "TOXIN" von Kathrin Lange und Susanne Thiele und die Blogtour, deren Verlauf ihr gerne an Hand obiger Auflistung rekapitulieren könnt, findet auf meinem Blog ihr Finale.
 
Wir gehen in medias res und begegnen einem in vielerlei Hinsicht gefährlichen Erreger öffentlichen Ärgernisses: Bacillus anthracis. 

Noch vor einem halben Jahrhundert war Milzbrand, auch Anthrax genannte, eine häufige Erkrankung. In der Gegenwart kennen die großen Industrieländer die Krankheit nicht mehr, wenngleich sie insbesondere in vielen Ländern um das Mittelmeer und in den ehemaligen Ostblockstaaten immer noch auftritt. 

Milzbrand ist eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien, und zwar die Stäbchenbakterien Bacillus anthracis verursacht wird. Der Begriff Milzbrand geht dabei auf die vergrößerte und verbrannt aussehende Milz zurück. Die Bezeichnung „Anthrax“ leitet sich aus dem griechischen Wort für Kohle her, die im Deutschen als Anthrazit bekannt ist.

© Wikipedia

In der Regel sind Weidetiere wie Rinder, Pferde, Schafe und Ziegen betroffen. Allerdings kann die Krankheit bei engem Kontakt durchaus auch auf den Menschen übertragen werden.

Der Erreger ist weltweit, aber vor allem in warmen Regionen wie Lateinamerika, Asien und Afrika zu finden. Er kommt im Boden und vor, bildet giftige Sporen und reduziert auf diese Art und Weise seine Lebensfunktionen auf ein Minimum, wodurch es ihm möglich ist, über Jahre hinweg zu überleben. Übertragen wird er über das Futter. Eine spezielle Eiweißkapsel versetzt ihn in die Lage, den tierischen und menschlichen Abwehrmechanismen zu entgehen. Selbst im Fall seiner Vernichtung bildet das Bakterium noch Giftstoffe, welche an den Organismus weitergegeben werden und den Blutgefäßen Schaden zufügen, wodurch eine „Passage“ erfolgt. Die führt zu Entzündungen und Blutungen und mithin Schwellung des betroffenen Gewebes wie Haut, Lunge oder Darm. 

Die Infizierung des Menschen ist auf vier verschiedenen Wegen möglich, wobei eine Übertragung von Mensch zu Mensch bislang nicht dokumentiert wurde. 

Bei der häufigsten Form, dem Hautmilzbrand, dringen Sporen in kleinere Verletzungen der Haut in den Körper ein. Beim Lungenmilzbrand infiziert sich der Organismus über die Atemwege. Ein Darmmilzbrand entsteht über die Nahrungsaufnahme, beispielsweise durch rohes Fleisch und unbehandelte frische Milch. Schließlich kann der sogenannte Injektionsmilzbrand bei Heroinkonsumenten vorkommen, wenn die Drogen durch Milzbrandsporen verseucht sind. 

Im Krankheitsverlauf zeigt Milzbrand zunächst meist grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Dann folgen oft weitere schwerere Symptome, und die Krankheit kann trotz Behandlung zum Tod führen. 

Beim Hautmilzbrand entstehen kleine Hautknoten, Schwellungen und Blasen, die in schorfbedeckte Geschwüre übergehen. Während Lungenmilzbrand nach anfänglichen Atembeschwerden und trockenem Husten mit Lungen- und Herz-Kreislauf-Versagen einhergehen kann, leiden Betroffene beim Darmmilzbrand in der Regel unter Bauchschmerzen, Übelkeit und Fieber, wobei hier bei Verschlimmerung unter anderem Durchfall, blutiges Erbrechen und ebenfalls Herz-Kreislauf-Versagen folgen können. 

Injektionsmilzbrand ist dadurch gekennzeichnet, dass die Betroffenen starke Schwellungen an der Injektionsstelle bekommen. Weitergehende Entzündungen und andere schwere Verläufe führen hin zum Tod. 

Milzbrand ist eine schwerwiegende Infektionskrankheit, so dass in jedem Falle ein Arzt aufgesucht werden sollte. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung mit Antibiotika wirken sich sehr positiv auf den Verlauf der Erkrankung aus. 

Als einzige wirksame Vorbeugung kann allein Impfen in Betracht gezogen werden. Trotzdem ist Milzbrand – auch in Europa – nicht völlig besiegt. 

Außerdem droht eine andere Gefahr. Bacillus anthracis eignet sich hervorragend als biologische Waffe, die mit wenig Aufwand durch die Keime verheerende Wirkung erzielen kann …

--- Fortsetzung folgt ---




Was, wenn eine jahrhundertealte Seuche aus der Arktis zurückkehrt?
Als in Berlin Obdachlose an Milzbrand sterben, ist Wissenschaftsjournalistin Nina Falkenberg alarmiert. Die Fälle erinnern an ein Ereignis in Alaska vor 10 Jahren, als das Auftauen des Permafrostbodens einen tödlichen Erreger freisetzte. Ebenfalls in Alaska verschwindet Ninas Freund, der Milzbrand-Forscher Gereon Kirchner. Nina bittet ihren Bekannten Tom Morell, dorthin zu reisen und herauszufinden, was passiert ist. Schon kurz nach Toms Ankunft taucht in einem Eistunnel eine Frauenleiche auf. Ist Gereon schuld an ihrem Tod? Hat er gar mit dem qualvollen Tod der Obdachlosen in Berlin zu tun? Während Tom und Nina versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen, müssen sie begreifen, dass sie gegen einen sehr viel mächtigeren Gegner kämpfen, als sie dachten ... (Quelle: Verlag)
 
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Erschienen ist der Roman bei Lübbe Belletristik. Die Blogtour wurde organisiert von den Autorinnen.

Samstag, 15. Juli 2023

Blogger für HOMER 2023 - Einladung

 

Endlich geht es los!

Alle Freunde und Interessierte des historischen Romans laden wir ein, unsere Bloggergemeinschaft ab 20. Juli 2023 bei der Vorstellung der Shortlistkandidaten, die in diesem Jahr im Rennen für den Literaturpreis HOMER in Gold, Silber und Bronze gehen, zu begleiten. Wir werden euch nicht nur die Bücher vorstellen, sondern auch informative Interviews und Einblicke in das Leben unserer Autorinnen und Autoren gewähren. Nicht zuletzt warten Gewinnspiele auf euch.

 20. Juli 2023 und 26. Juli 2023
René Anour - Die Totenärztin. Donaunebel
 Manuela - Das Bücherhaus
 
25. Juli 2023 und 31. Juli 2023
Alex Beer - Felix Blom. Der Häftling aus Moabit
 
30. Juli 2023 und 6. August 2023
Eva Grübl - Botschafterin des Friedens
Tanja - NICHTOHNEBUCH
   
 5. August 2023 und 11. August 2023
Heidrun Hurst - Die Kräutersammlerin und der junge Flößer
Sabine - BUCHMOMENTE
 
10. August 2023 und 16. August 2023
Hendrik Lambertus - Der Zorn der Flut
 
15. August 2023 und 21. August 2023
Silke Elzner - Die letzte Fehde an der Havel
 
 20. August 2023 und 26. August 2023
 Claudius Crönert - Das ewige Licht von Notre-Dame
Patricia -  NICHTOHNEBUCH
 
25. August 2023 und 31. August 2023
Ana Pawlik - Die Welt im Nebel
Anke - Svanvithe
 
30. August 2023 und 5. September 2023
Ulf Schiewe - Der eiserne Herzog
Alexandra - Lesebuch

Wir freuen uns auf euch und 
euer Interesse an der Vielfältigkeit der historischen Romane.

„Literatur ist, was gelesen wird“

Montag, 10. Juli 2023

Kleiner Fuchs im Lavendel

Hierfür bedarf es wohl keiner weiteren Erklärungen ...



Montag, 26. Juni 2023

Alles behalten für immer. Ruth Rilke

Ruth Rilke hat die Erinnerungen an ihren Vater, den Dichter Rainer Maria Rilke, immer hochgehalten, obwohl die Zeit, die sie – auch wegen der frühen Trennung der Eltern – gemeinsam mit ihm verbrachte, gering bemessen war.

Überhaupt wissen recht wenige, dass Rilke eine Tochter hatte. In der öffentlichen Betrachtung ist ihr Bild blass geblieben, und es ist der Literaturwissenschaftlerin Erika Schellenberger zu verdanken, dass dies in „Alles behalten für immer. Ruth Rilke“ mittels behutsamer und aufklärender Annäherung korrigiert und Ruth Rilke als Hüterin des Nachlasses ihres Vaters die ihr zustehende Aufmerksamkeit und Anerkennung verschafft wird.
 
Doch Ruth Rilke ist nicht nur die Tochter eines bedeutenden Vaters, sondern auch einer ebensolchen Mutter: die bekannte Bildhauerin und Malerin Clara Westhoff. Diese lernt Rilke 1900 in der Künstlerkolonie Worpswede kennen und lieben. 1901 wird geheiratet, und die Tochter kommt im Dezember desselben Jahres zur Welt.
 
Bereits im August 1902 begibt Rilke nach Paris, wohin ihm Clara nach Auflösung des Haushaltes in Westerwede folgt. Ruth bleibt bei den Großeltern Westhoff in Oberneuland, einem ländlich gelegenen idyllischen Stadtteil von Bremen.
 
Denkbar ist, dass Rilke einem (klein)bürgerlichen Familienleben nichts abgewinnen kann, so dass die Ehe zerbricht. Clara trennt sich von ihrem Mann, kehrt zur Tochter zurück und siedelt mit ihr nach Fischerhude über, wo sie bis zu ihrem Tode 1954 lebt.
 
Gleichwohl verbinden Clara Westhoff und Rainer Maria Rilke bis zum frühen Tod des Dichters 1926 freundschaftliche Bande, und ebenso die Beziehung zwischen Vater und Tochter bleibt einander zugewandt, vertrautvoll und herzlich, wenn „Väterchen" sich Zeit für Ruth nimmt. So erscheint er auch zur Hochzeit der Tochter 1922 mit dem Juristen Carl Sieber.

In Todesjahr der Mutter zieht Ruth dann zurück in das Dorf an der Wümme. Drei Jahre später erinnert sie sich an die verschiedenen Stationen in ihrem Leben.
 

 
Sieben Jahre lang hat sich Erika Schellenberger auf die Spurensuche begeben, in den Rilke-Archiven in Bern und Marbach recherchiert sowie Gespräche mit Ruth Rilkes Stieftochter Uta Addicks geführt, die ihr zudem das Familienarchiv in Fischerhude zugänglich machte. Dadurch erhielt sie für ihr Anliegen beachtenswerte neue Einblicke in bisher unveröffentlichtes Material.
 
„Alles behalten für immer. Ruth Rilke“ ist als autobiografischer Roman in auf Assoziationen beruhender Erzählweise konzipiert und mit vielen Originalzitaten versehen. Die Autorin rückt hierin einerseits persönliche Lebensstationen der Tochter eines berühmtes Dichters und einer Pionierin der Bildhauerei in Deutschland in den Mittelpunkt und  ermöglicht es außerdem, an sehr privaten Szenerien und aufschlussreichen Anekdoten teilzuhaben, die die Eltern nahbar illuminieren. Lediglich die gewählten Zeitsprünge aus der gewählten Rahmenhandlung heraus – Ruth sitzt 1957 hinter ihrem Haus, in dem ihr zweiter Ehemann und Stieftochter Uta am Werk sind, erinnert sich und führt Gespräche mit einem Radiojournalisten – hemmen manchmal eine stringente Lektüre.

Sind allerdings die kleinen Hürden solcher Wechsel genommen, gelingt ein Betrachten des Geschehens und der Ereignisse in durchdringender Weise und Intensität. Die Darstellung fängt die Stimmung ein, in der Ruth das Werk ihres Vater in lebenslanger Hingabe und tiefer Verbundenheit angemessen bewahrt hat. Dafür sei ihr zu danken und Erika Schellenberger, ohne die diese Würdigung nicht stattgefunden hätte.
 
4,5 Sterne
 
 
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Ich danke dem Verlag Ebersbach & Simon für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares und Kirchner Kommunikation für die Vermittlung.
 

Montag, 12. Juni 2023

Ein Stunde an der Ostsee

Wasser und Wellen,
Sonne und Wind,
ein fast menschenleerer Stand ...
 





Montag, 5. Juni 2023

Nur noch bis morgen

Ewigkeiten, also seit ihrer Schulzeit, haben sich die ehemaligen Freundinnen Eva und Franka nicht gesehen.

Eva versucht nach ihrer Scheidung ihr Leben mit ihrer fast sechzehnjährigen Tochter neu zu organisieren und hat eine eigene Praxis für Anti-Ehe-Beratungen gegründet: eine sogenannte Trennungsbegleitung. Zu ihr sollen Menschen kommen, die sich vom Partner trennen möchten und dabei mentale Unterstützung benötigen, damit alles geordnet ablaufen kann. Bislang reichen die wenigen Hilfesuchenden, denen sie Ratschläge erteilt, allerdings nicht aus, um die Kosten zu decken, so dass die finanziellen Mittel an allen Ecken und Enden fehlen. Eva, die sich für die Praxis bei ihrem Ex-Mann Andreas verschuldet hat, möchte aber ihr Herzprojekt nicht aufgeben. Außerdem setzt Andreas sie permanent unter Druck und Evas Mutter erpresst sie mit dem Entzug ohnehin spärlicher Liebe. Das alles mündet in mangelndem Selbstwertgefühl, und Eva trinkt öfter einmal mehr als ein Glas Wein.

Franka hingegen scheint alle ihre Pläne verwirklicht zu haben und genau das Leben zu führen, was sie immer wollte. Und doch stellt gerade sie Überlegungen an, sich von ihrem Ehemann Bastian zu trennen, weil sie meint, den Mann, den sie als ihren allerbesten Freund bezeichnet, nicht mehr zu lieben.

Das sieht Sebastian völlig anders. Er will sich auf keinen Fall trennen, und Eva lässt sich auf ein Treffen mit ihm ein. Weil ihr an ihm etwas vertraut vorkommt. Weil sie neugierig ist. Und als sie ihn kennenlernt, weiß sie, dass sie als Jugendliche in ihn verliebt war und dass Franka denjenigen geheiratet hat, von dem sie damals träumte.

Eva wird erneut von Sebastians Begeisterung und Lebensfreude angesteckt. Es bleibt nicht aus, dass beide Gefühle füreinander entwickeln ...


In „Nur noch bis morgen“ erzählt Martha Simmat mit Verständnis und Empathie die Geschichte von Menschen, die sich unterschiedlichen Herausforderungen in ihrem Leben und in der Liebe stellen müssen und vor kleinen und großen Entscheidungen stehen. Das klingt dramatisch, und ist es zum Teil auch. Tatsächlich liegt zunächst eine gewisse Schwermut über dem Geschehen, die im Verlauf der Handlung unterbrochen, zurückgenommen und vom Druck befreit und letztlich auflöst wird. Martha Simmat würzt die Ereignisse indes auch mit humorvollen Momenten, so dass unbestreitbar tragischen Situationen die Schärfe genommen wird.

Heldin Eva steht überwiegend im Mittelpunkt. Sie hat es gewagt, sich aus der Beziehung mit Andreas, einem Tyrannen, zu lösen, sieht sich nun aber den Konsequenzen ausgesetzt.

Der Autorin gelingt es ohne Zweifel, den Zwiespalt ihrer Protagonistin glaubhaft darzustellen, ihre Traurigkeit, ihrer Tochter nun nicht mehr das angenehme Leben mit Reitunterricht, regelmäßigen Kinobesuchen, einem neuen Handy bieten zu können. Eva strahlt angesichts ihrer Lage anfänglich sehr viel negative Energie aus. Sie fühlt sich unendlich allein und vom Leben ungerecht behandelt. Ergeben sich positive Wendungen, passiert irgendetwas Unvorhergesehenes, das alles wieder zerstört. Deshalb traut Eva ihrem Glück nie.

Erst die Begegnung mit Franka und vor allem die Liebe zu Sebastian bewirken eine Veränderung. Dadurch kann sie Vertrauen zulassen. Vertrauen in ihre Empfindungen. Vertrauen in das Leben, das sie gewählt hat. Vertrauen in sich selbst.

Denn „das Leben (ist) ein Abenteuer ... Das Leben hat nicht irgendein Ziel am Ende vergeudeter Jahre. Das Leben ist das Ziel ... Der Sinn des Lebens ist, das Spiel zu spielen und gut zu spielen – und Spaß zu haben.“
 
 
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Erschienen ist der Roman in der  Verlagsgruppe Droemer Knaur, dem ich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares danke. Ebenso danke ich der Autorin für die Vermittlung.
 

Freitag, 26. Mai 2023

Blogger für HOMER 2023 - Die Shortlist

 
 
Jedes Jahr kürt der Verein HOMER Historische Literatur die besten historischen Romane. Aus der Fülle der 2022 erschienenen Werke hat die HOMER Jury nach fleißiger Lektüre die ihrer Meinung nach neun Besten herausgefiltert. Dieses Jahr sind es:

Ulf Schiewe - Der eiserne Herzog
Alexandra - Lesebuch
 Claudius Crönert - Das ewige Licht von Notre-Dame
Patricia -  NICHTOHNEBUCH
Ana Pawlik - Die Welt im Nebel
Anke - Svanvithe
Heidrun Hurst - Die Kräutersammlerin und der junge Flößer
Sabine - BUCHMOMENTE
Hendrik Lambertus - Der Zorn der Flut
Silke Elzner - Die letzte Fehde an der Havel
Eva Grübl - Botschafterin des Friedens
Tanja - NICHTOHNEBUCH 
Alex Beer - Felix Blom. Der Häftling aus Moabit
René Anour - Die Totenärztin. Donaunebel
Manuela - Das Bücherhaus


Eine Gemeinschaft von Bloggern wird euch in den nächsten Wochen die Nominierten der Shortlist für den HOMER Literaturpreis 2023 vorstellen.
 
Die Preisverleihung findet am 7. Oktober 2023 in Ingolstadt statt. Bis dahin werden wir für euch die Bücher und ihre Autoren auf unseren Blogs, bei Facebook, Instagram usw. noch näher "beleuchten".

Ich würde mich freuen, wenn ihr uns dabei begleitet 
und Freude an der Vielfältigkeit der historischen Romane habt.

„Literatur ist, was gelesen wird“

Montag, 15. Mai 2023

Blütenrausch die Zweite

Jedes Jahr blüht er wieder auf den Feldern: der Raps.


Jedes Jahr ist es eine Wonne,
in dem leuchtenden Gelb zu "versinken"
und den Duft zu riechen ...