Mittwoch, 11. November 2009

Heimat Teil 5: Rügen I



Zwar zählt die Insel Rügen nicht mehr unmittelbar zu meiner jetzigen Heimat, jedoch wurde ich dort geboren und fühle mich diesem Flecken Erde, auch weil meine Eltern dort leben, nach wie vor verbunden.

Rügen ist die größte deutsche Insel und liegt vor der pommerschen Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern. Das „Tor“ zur Insel Rügen ist die Hansestadt Stralsund, die mit der Insel durch Rügendamm und Rückenbrücke über den zwei Kilometer breiten Strelasund verbunden ist.


Die Küste der Insel ist durch zahlreiche Meeresbuchten (Bodden oder Wieken) sowie vorspringende Halbinseln und Landzungen äußerst stark zergliedert.

Rügen gehörte zusammen mit der dänischen Insel Møn auf der Rügen gegenüberliegenden Seite der Ostsee einst zu einem größeren Plateau aus Kreidekalk, das durch tektonische Bewegungen an die Erdoberfläche gedrückt worden war. Der weitaus größte Teil dieser Landmasse ist durch Erosion und Verwerfungen wieder verschwunden, übrig blieben die beiden Inseln mit ihren charakteristischen Kreidefelsen.

Die Geschichte bzw. Besiedlung Rügens lässt sich durch Funde bis in die mittlere Steinzeit (ca. 8000 v. Chr.) zurück verfolgen. Deutliche Zeichen einer frühen Besiedlung sind die zahlreichen Großsteingräber, die aus der Zeit zwischen 3000 bis 1800 v. Chr. stammen und von denen heute noch ca. 50 existieren.

Zur Zeit der Römer wird Rügen von dem ostgermanischen Stamm der Rugier bewohnt, die der Insel auch ihren Namen geben. Im Zuge der Völkerwanderung verlassen sie die Insel gen Süden wie andere germanische Stämme auch. Ab ca. 400 wandern slawische Stämme in die verlassenen Gebiete ein. Rügen wird vom Stamm der Ranen besiedelt. Sie errichten Befestigungsanlagen und Heiligtümer für ihren Gott Svantevit, dessen größter Tempel am Kap Arkona lagt direkt am Kliff.
Die Ranen sind zwischen dem 8. und 12. Jahrhundert ähnlich gefürchtet wie die Wikinger, da sie ausgezeichnete Seefahrer sind und die benachbarten Küsten der Ostsee heimsuchen.Darüber hinaus treiben sie aber auch umfangreichen Handel. Das Gebiet der Rüganer Fürsten gerät jedoch zunehmend unter Druck seitens seiner Nachbarn. Die sächsischen Herzöge expandieren von Westen her und machen die Fürsten Mecklenburgs zu ihren Lehnsträgern. Im Osten bildete sich das Herzogtum Pommern und von Norden wird Rügen durch die Dänen bedrängt. Im Jahre 1168 erobert der dänische König Waldemar I. zusammen mit den mecklenburgischen und pommerschen Vasallen Heinrichs des Löwen Rügen und zerstört das letzte slawische Heiligtum am Kap Arkona. Das nun von Dänemark lehnsabhängige Fürstentum Rügen wird christianisiert und untersteht dem dänischen Bistum Roskilde. Es folgt eine verstärkte Einwanderung deutscher Siedler, die jedoch kaum geschlossene Ansiedlungen auf der Insel bilden. Kulturell und sprachlich setzt sich der deutsche Einfluss jedoch immer mehr durch. Die letzte slawisch sprechende Frau soll um 1400 gestorben sein.
Im Jahre 1282 wird Rügen deutsches Lehen, und 1321 schließt der letzte Rüganer Fürst Wizlaw III. mit dem Herzog Wartislaw IV. von Pommern-Wolgast einen Erbvertrag ab, auf Grund dessen nach dem Tode Witzlaws Rügen im Jahre 1325 an Pommern fällt, zunächst als separate Linie und ab 1478 für immer mit Pommern vereinigt.

Während der Reformation wird Rügen ebenso wie ganz Pommern evangelisch, bleibt jedoch Teil des nun auch evangelischen Bistums Roskilde. Erst Anfang des 17. Jh. wird Rügen Teil der pommerschen Landeskirche. Einschneidender als die Reformation ist der 30-jährige Krieg für Rügen. Nicht nur Kriegswirren sondern das Aussterben des pommerschen Herzogshauses im Jahre 1637 macht Rügen zum Spielball der Kriegsparteien. Beim westfälischen Frieden erhält Brandenburg Hinterpommern wegen bestehender Erbverträge und Schweden als einer der Sieger Vorpommern mit Rügen.

In den Jahren danach kommt es zu zahlreichen Kriegen (1. Nordischer Krieg 1655 - 1660; Holländischer Krieg 1672 - 1679), die auch Rügen betreffen, vornehmlich zwischen Preußen und Schweden, bei denen die Preußen ständig versuchen Vorpommern ihrem Staat einzuverleiben. Dies gelingt jedoch trotz militärischer Erfolge nicht, da die europäischen Großmächte, insbesondere Habsburg und Frankreich nicht an einer weiteren preußischen Expansion interessiert sind. Durch die Niederlage Schwedens im zweiten Nordischen Krieg (1700 - 1721) kommt es 1720 zum Friedensschluss von Stockholm, in dem Preußen Stettin und Teile Vorpommerns zugesprochen werden, doch dauert die Schwedische Zeit Rügens und der anderen Teile Vorpommerns mit Stralsund und Greifswald noch bis 1815.
Landarbeitergruppe













Die Situation der Bevölkerung Rügens erfährt ab dem 16. Jahrhundert einschneidende Veränderungen, denn die Dienste und Abgaben, die die Bauern zu leisten haben, nehmen ständig zu - es beginnt das Bauernlegen, was schließlich dazu führt, dass am Ende des 18. Jahrhunderts zwei Drittel der Bevölkerung Leibeigene sind. Erst 1806 wird durch den schwedischen König die Leibeigenschaft in all seinen deutschen Besitzungen und damit auch auf Rügen aufgehoben.


Nach dem Wiener Kongress 1815 werden die ehemals schwedischen Gebiete Vorpommerns preußisch und bleiben es bis 1945.

Im 19. Jahrhundert wird die Insel durch Eisenbahnstrecken erschlossen. Die Kreideverarbeitung setzt ein und der Hafen Saßnitz wird zu einem wichtigen Fährhafen für Personen und Güter.

Auch erst um diese Zeit erfolgt die Gründung von Seebädern, zuerst 1816 in Putbus durch Fürst Malte I.
Ab 1860 entwickelt sich Saßnitz zum führenden preußischen Seebad.

Fortsetzung folgt...

7 Kommentare:

  1. Ja, Rügen wäre auch mal eine Reise wert! Aber ich kann ja inzwischen schon mal deine Bilder gucken und Texte lesen- sehr interessant! Diese Steingräber wären was für mich- in einem früheren Leben war ich wohl Archäologin, das interessiert mich immer alles brennend!

    Geniess den Abend,
    liebe Grüsse,
    Andrea

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  2. ich liebe eure Heimat sehr !!! herzlichst Kathrin

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  3. zurecht als Lieblingsblog von Kathrin ausgewählt.
    es ist hier wirklich immer sehr interessant und vor allem sehr schön gestaltet
    Die Bilder sind wunderbar und von den passenden die Texte kriegt man richtig Fernweh ;-))
    ein schönes Wochenende wünscht Doris

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  4. Das liest man gerne. Da spürt man die Liebe zur Heimat. Auch ich bin mit meiner Heimat sehr verbunden und liebe die Rauheit der Küste, die Sonnenuntergänge, das Rauschen des Wassers und den Wind,im Frühling als laues Lüftchen, im Sommer als kühlende Brise, im Herbst und Winter als Sturmgesell.
    Liebe Grüße von der *Südschwedin* Kathrin aus Greifswald

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  5. Da muss es einfach wundervoll sein! Vielleicht könnte ich auf dem weg in den hohen Norden ja dahin mal einen Abstecher machen. Danke für die schönen Bilder und interessanten Informationen!
    Liebe Grüsse
    Doris

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  6. Also ich muß sagen,deine "Heimatgeschichten" sind immer wieder interessant und spannend. Ich bin ja gebürtige Neustrelitzerin und wir waren auch oft an der Ostsee.Über die Geschichte dieser Regionen weiß ich zwar etwas bescheid,aber lange nicht so umfangreich wie du. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!
    LG
    Sandy

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  7. Oh, wie schade, jetzt stöbere ich ein wenig in Deinem Blog herum, liebe Anke. Das tue ich bei Gelegenheit immer gern einmal in verschiedenen Blogs. Nur fehlen hier etliche Deiner Bilder. Wie ist das passiert?
    Rügen steht auch immer noch auf meiner Wunschliste, aber unsereins kommt ja zu nix. ;-)

    Liebe Grüße
    Sara

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