Montag, 14. Oktober 2019

Rezensionswoche 1. Tag: Schmetterlinge unerwünscht. Liebe kann warten


Gina und Hannah sind beste Freundinnen, nachdem sie sich einst als junge Frauen kennengelernt und eine Wohngemeinschaft gegründet hatten.

Inzwischen sind beide um die Vierzig und verheiratet. Ginas Tochter Sophie ist mitten in der Pubertät, Hannahs Kinderwunsch hat sich bislang nicht erfüllt.

Gina arbeitet als Geschäftsführerin einer hoch im Kurs stehenden Münchner Werbeagentur und hat ein vertrauensvolles Verhältnis zu ihrem Chef Wolf. Er ist ihr Mentor, der sie trotz abgebrochenem Studium und Kind eingestellt hat und dem sie ihre Karriere als eine der einflussreichsten Frauen der deutschen Werbeszene verdankt.

Sie und ihr Mann Axel, ebenso erfolgreich, präsentieren das Bild eines perfekten Paares. Doch Zweisamkeit zwischen ihnen ist selten geworden. Volle Terminkalender, ein Leben das an ihnen vorbeirast. Zu allem Übel erwischt Gina Axel mit ihrer besten Kundin in ihrer Wohnung. Gina wäre allerdings nicht sie selbst, wenn sie nicht den Mantel des Schweigens über diese Affäre deckt. Denn sie ist der Meinung, dass sie und Axel zusammengehörten, weil sie sich trotz ihrer Unterschiede ein unschlagbares Team und vor allem eine Familie sind.

Zwischen den Freundinnen stimmt es ebenfalls nicht mehr: Nicht allein, dass Hannah sich scheinbar nicht für Ginas Situation interessiert, sondern Gina hat im Gegenzug nicht den blassesten Schimmer, wie es Hannah geht.

Dabei steht auch Hannah seit Kurzem neben sich. Während es beruflich gut läuft - Gina hat sie überzeugt, einen Job in der Werbeagentur anzunehmen - ist der Wunsch nach einem Kind übermächtig geworden. Deshalb schockt Hannah die Aussage ihres Mannes Ferdi, sich an keinen Versuchen, schwanger zu werden, mehr zu beteiligen.

Nachdem das alles schon für reichlich Gefühlschaos sorgt, offeriert Ginas Mutter ihr einen dreißig Jahre jüngeren Freund, als Gina, einer Einladung ihres Schuldfreundes Lars folgend und um sich abzulenken, ihrer alten Heimat Hamburg einen Besuch abstattet. Wider Erwarten trifft sie dort auf Mads, den Bruder von Lars, für den sie schon als junges Mädchen geschwärmt hat. Und plötzlich spürt sie sie, die Schmetterlinge im Bauch. Nur sind die total unerwünscht...


Maja Overbeck hat mit „Schmetterlinge unerwünscht. Liebe kann warten“ eine erstaunlich leichtfüßige, gleichwohl hinsichtlich der Probleme tiefgründig durchdachte Geschichte zu Papier gebracht. Der Schreibstil der Autorin ist einnehmend und stimmig und auf ihre Protagonistinnen Gina und Hannah zugeschnitten, von deren durcheinander gewirbelten Leben wir wechselseitig erfahren.

Ihre Heldinnen sind wirklichkeitsnahe Frauen wie du und ich, die ihren Weg gehen, jedoch einigen Stolpersteinen nicht ausweichen können, weil sie eben nicht zu den unfehlbaren Menschen gehören. Das macht sie durchweg glaubhaft und sympathisch.

Wenn Maja Overbeck mit einigen Klischees spielt, beispielsweise den Agenturchef Wolf als einen typischen Frauenheld kreiert, sei ihr dies verziehen. Denn einerseits tut sie dies auf eine angenehme Art und Weise, andererseits ist so ein Mann ja nicht fernab der Realität.

Ansonsten lässt uns die Autorin gekonnt an den Emotionen teilhaben. Es gelingt ihr hervorragend, uns von den Gefühlen von Gina und Hannah zu überzeugen. So leiden wir und freuen uns mit den Freundinnen, schütteln den Kopf über ihre Handlungen und Reaktionen, heißen nicht alles gut, können sie aber verstehen und hoffen, dass sie sich richtig entscheiden.

Gina ist eine Frau mit Prinzipien und nur sicher, wenn sie die Kontrolle behält. Immer. Über sich, über ihre Gefühle. Über alles und alle. Damit bügelt sie die eventuellen Unebenheiten in der äußeren Fassade weg. Aus diesem Grund möchte sie auch an ihrer Ehe festhalten. Obwohl sie die starken Empfindungen für Mads wahrnimmt, kann sie sich noch nicht wirklich von der Vergangenheit lösen und verbietet sich, ihn in ihr Herz zu lassen. Zumindest probiert sie es.

Hannah zeichnet sich durch Liebenswürdigkeit aus. Sie mag vielleicht weniger selbstbewusst als ihre Freundin Gina sein und oft an sich und ihrem Aussehen zweifeln, aber sie glänzt durch ihre weiche Seite, die gerade für Gina immer sehr wichtig ist, wenn sie Trost sucht. Indes gerät auch sie in eine emotionale und moralische Schieflage, als ihr Mann, der solide, zuverlässige, treue, sie seit fünfzehn Jahren auf Händen tragende Ferdi, keine weiteren Versuche, ein Kind zu bekommen, unterstützen will.

Maja Overbeck zeigt in ihrem mit Frische und Esprit erzählten Liebesroman, dass möglicherweise Schmetterlinge (im Bauch) unerwünscht sind. Die Liebe hingegen kann nicht warten.


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Ich danke der Autorin und der Netzwerk Agentur Bookmark für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

1 Kommentar:

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