Donnerstag, 12. Dezember 2019

Merry Christmas, Cowboy


Von einem Tag auf den anderen wird Hannah Montgomery ihren Traumjob bei einem Buchverlag in New York los. Die ausgemalten Zukunftsaussichten sind also alles andere als rosig, und das vor Weihnachten. Muss sie nun demütig wieder zurück auf die Farm ihrer Eltern in Shaftsbury, jenem Städtchen in Vermont, in dem sie sich einst total eingesperrt fühlte. Soll sie dort ihr Scheitern in der Großstadt eingestehen? Auf keinen Fall. Hannah entschließt sich, das Angebot anzunehmen, für einige Monate als Assistentin einer der Top-Autorinnen des Verlages zu arbeiten. Allerdings nicht in New York, sondern irgendwo auf einer Ranch in Texas. Hier trifft sie auf einen kleinen Jungen und seinen Vater.

Travis Fuller ist Cowboy und ein exzellenter Vormann auf der Ranch seiner Eltern. Er trägt schwer am Verlust seiner geliebten Frau, ja er gibt sich sogar die Schuld an ihrem Tod. Seit zwei Jahren kümmert er sich fürsorglich um seinen Sohn Jonah und ersetzt ihm die Mutter. Mehr oder weniger erfolgreich. Zudem übersieht er dabei völlig sein Herz und verliert sein eigenes Glück aus den Augen. Oder gibt es für ihn noch eine Chance?


Lita Harria ist eine junge Autorin, die mit Leidenschaft schreibt und für ihre Protagonisten brennt. Das ist ihrem neuen Werk „Merry Christmas, Cowboy“ anzumerken. Dabei ist es völlig unerheblich, dass die Mischung aus einem einsamen, traurigen Kind, dem genauso trauernden Vater und letztlich einigen Tieren sowieso per se ans Herz klopft.

Nein, es sind der aufrichtige Erzählton und die gelungene Figurenkomposition, die der Geschichte ihren besonderen Klang geben. Natürlich steht die Liebe im Mittelpunkt, und folglich sind romantische, emotionale, berührende Momente zu erwarten. Die werden auch geboten, aber immer wohltuend nahe der Realität. Denn die Menschen in „Merry Christmas, Cowboy“ leben, arbeiten, lieben, hoffen, träumen, bangen, kämpfen, streiten und versöhnen sich, haben und machen Fehler und bringen sie wieder in Ordnung. Sie bemühen sich zumindest.

Hannah hat anfänglich ein völlig verschobenes Bild von sich selbst, zweifelt oft und nimmt sich zurück, weil ihr ehemaliger Chef sie als unscheinbar und nicht durchsetzungsfähig bezeichnet. Vielleicht ist sie das zunächst wirklich. Letztlich ist ihre Natürlichkeit jedoch einer ihrer größten Vorteile. Außerdem ihre Intelligenz, ihr Ideenreichtum, ihre Begeisterungsfähigkeit. Auch wenn sie über alles gründlich nachdenkt und eigentlich keine Entscheidungen aus dem Bauch heraus trifft, geht sie kurz entschlossen nach Texas. Hannah kann sich den Menschen zuwenden und besitzt Einfühlungsvermögen, was sie gleich bei ihrer ersten Begegnung mit Jonah beweist. Obwohl sie die Situation völlig überrollt, versucht sie, das Beste daraus zu machen und sich in etwas Neues hineinzufinden. Dabei entwickelt sie außerordentliche Fähigkeiten und eine Energie, die andere mitreißt. Nicht nur den kleinen Jonah.

Travis kann sich dem ebenfalls nicht entziehen. Der Cowboy ist pflichtbewusst, selbstkontrolliert und glaubt, alles im Griff zu haben. Ihn drückt die vermeintliche Schuld, und oft übermannen ihn die Erinnerungen. So verfängt er sich in seiner Trauer, seinem Schmerz, und die wesentlichen Dinge geraten aus dem Blickwinkel, wozu auch die Empfindungen seines Sohnes Jonah gehören. Er bekommt keinen Zugang zu dem Jungen, der seine eigene Art hat, mit dem Tod der Mutter umzugehen. Jonah sucht Trost bei der Stute, die seine Mutter ihm geschenkt hat. Es ist indes das Tier, mit dem Kelly verunglückte, und aus diesem Grund will Travis es verkaufen, weil er glaubt, damit die Vergangenheit hinter sich lassen zu können, obwohl vor allem seine Eltern mit Unverständnis auf dieses Vorhaben reagieren und an sein Gewissen appellieren.


Lita Harris schafft eine Wohlfühlatmosphäre, die nicht im Kitsch versinkt, sondern trotz einer gewissen Ernsthaftigkeit mit ihrer Leichtigkeit, Witz und Charme in die gemütliche Weihnachtszeit passt. Und nebenbei gesagt auch nicht nur am knisternden Feuer Funken sprühen lässt. Es hätte gerne ein paar Seiten länger brennen können…

4,5 Sterne


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Ich danke der Autorin für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

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