Dienstag, 29. Oktober 2019

Blogtour - Nationalsozialismus


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Mit ihrem Roman "Der Kinderzug" hat sich Michaela Küpper einer Thematik zugewandt, die bisher wenig Beachtung fand, der Kinderlandverschickung (KLV). Diese hatte unter anderem das Ziel, die entfernt von ihren Eltern lebenden Kinder und Jugendlichen vollständig auf die nationalsozialistische Ideologie einzuschwören. An Hand der folgende Worte der sechzehnjährigen Lydia wird deutlich, wie tief das nationalsozialistische Gedankengut erfolgreich indoktriniert gewesen ist:

Mein Vater hat ... die ganze nationalsozialistische Weltanschauung nicht begriffen ... Da muss erst die Jugend kommen und es richten. Wir haben schon naturgemäß ein tieferes Verständnis von der Sache, und wir haben Mumm in den Knochen. Wir sind entschlossen und hart, aber das wollen die Alten ja nicht wahrhaben ..." (Seite 81 f.)

Michaela Küpper zeigt in Roman, dass es wichtig ist, sich mit dem Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Dem soll im Folgenden Rechnung getragen werden:

Der Nationalsozialismus ist eine radikal nationalistische, völkische, rassistische, antisemitische, antikommunistische, antiliberale, antidemokratische und sozial-darwinistische, ideologische Weltanschauung, deren Anfänge bereits ab 1880 in der völkischen Bewegung sowohl im deutschen Kaiserreich als auch in Österreich-Ungarn liegen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er zu einer eigenständigen politischen Bewegung, die sich durch extremen Rassismus und Antisemitismus hervortat. Ziel war es wie in Italien, wo die Faschisten von Mussolini seit 1922 mitregierten, ebenfalls einen autoritären Führungsstaat zu bilden.

Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP), die 1920 gegründet wurde, übernahm unter Adolf Hitler am 30. Januar 1933 die Macht, und Deutschland wurde von der Weimarer Republik systematisch in einen nationalistischen diktatorischen Staat umgewandelt. Nunmehr waren Gewaltherrschaft, Rechtsbrüche und die so genannte Gleichschaltung an der Tagesordnung.

Gestützt auf einer expansiven, revisionistischen und rassistischen Ideologie hatte der Nationalsozialismus für die nationalistischen Gesellschaftspolitik des Leitbild der in sich geschlossenen gleichförmigen Volksgemeinschaft der „Arier“, der sogenannten germanischen Herrenrasse entwickelt. Das bedeutete im Umkehrschluss, dass nicht nur politisch Andersdenkende und Regimegegner verfolgt und unter anderem in Konzentrationslagern eingesperrt, sondern Juden, geistig und körperlich Behinderte, Sinti und Roma und Menschen slawischer Herkunft diskriminiert und beispielsweise durch die Nürnberger Gesetze systematisch entrechtet wurden.

Noch ein paar Zeilen aus dem Buch. Es ist ein Moment, in dem sich Karl, ebenfalls ein an der KLV beteiligter Jugendlicher, an seinen besten Freund Max erinnert, bei dem sich herausgestellt hatte, dass er seine Großmutter Jüdin ist, was eben "schlechtes Blut" bedeutete:

"Der Max hatte eigentlich gar nicht jüdisch ausgesehen, und wie ein Jude benommen hatte er sich auch nicht. Max war immer fair und gerecht gewesen, ehrlich und nett zu jedem. Und geklaut hatte er auch nicht ...“ (Seite 49)

Außenpolitisch richteten die Nationalsozialisten ihr Ansinnen darauf aus, den Imageverlust nach dem Ersten Weltkrieg wettzumachen und die Großmachtstellung Deutschlands nicht nur zu erneuern, sondern auch zu erweitern. Der Austritt aus dem Völkerbund, die Aufrüstung der Wehrmacht mit einhergehender Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht und Verstöße gegen den Versailler Vertrag waren Ergebnisse. 1935 wurde das Rheinland besetzt, 1938 erfolgte der Anschluss Österreichs und die Eingliederung des Sudetenlandes in das Deutsche Reich. Mit dem Überfall auf Polen und damit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges stürzten die Nationalsozialisten und ihre Helfershelfer nicht nur die Nachbarn ins Unglück, sondern auch das eigene sowie zahlreiche andere Völker. Auf das Konto der Nationalsozialisten gehen unzählige Kriegsverbrechen und Massenmorde. Vor allem der Holocaust an etwa sechs Millionen europäischen Juden und der Porajmos-Genozid an den europäischen Roma erschüttern noch heute die Menschen und sind ein Tiefpunkt in der Geschichte.

Erst die bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 beendete die Zeit des Nationalsozialismus. Gegenwärtig ist es wiederum erschreckend, wie erstarkend viele Menschen es gibt, die diese Grausamkeiten vergessen zu haben scheinen und sich nationalistischen Gedankengut zuwenden.


Das Ruhrgebiet im Sommer 1943. Die junge Lehrerin Barbara soll eine Gruppe Mädchen im Rahmen der sogenannten Kinderlandverschickung begleiten. Angst, aber auch gespannte Unruhe beherrschen die Gedanken der Kinder, denn sie wissen nicht, was sie erwartet. Das Heim, das ihr zeitweiliges Zuhause werden soll, erweist sich zunächst als angenehme Überraschung, doch dann muss dieses geräumt werden.
Es beginnt eine Odyssee, die nicht nur die Kinder, sondern auch Barbara an ihre Grenzen führt, denn mehr und mehr wird sie, die sich bisher aus der Politik herauszuhalten versucht hat, mit den grausamen Methoden und Plänen der Nationalsozialisten konfrontiert – und mit Menschen, die für ihre Ideologie vor nichts zurückschrecken.
Als schließlich ein Mädchen verschwindet und ein polnischer Zwangsarbeiter verdächtigt wird, kommt für die Lehrerin die Stunde der Entscheidung.

Ein Roman über die Frage: Wie konnte man, konnte eine Frau unter dem verbrecherischen System des Nationalsozialismus anständig bleiben? (Quelle: Verlag)


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Erschienen ist der Roman bei Droemer. Die Blogtour wurde organisiert von der Netzwerkagentur Bookmark. Weitere lesenswerte Artikel findet ihr hier

4 Kommentare:

  1. Liebe Anke,
    herzlichen Dank und liebe Grüße
    Elisabeth

    AntwortenLöschen
  2. Liebe Anke,

    dein Bericht liest sich sehr interessant und es ist wohl auch ein wichtiges Buch zu einer schrecklichen Zeit.

    Liebe Grüße und eine gute Woche,
    Barbara

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  3. Liebe Anke,

    noch ein Nachtrag in eigener Sache!

    Auf meinem Blog wird es am 19.11.2019 auch eine Blogtour zu einem Krimigeschichten-Buch von Tatjana Kruse geben. Vielleicht magst du ja mal reinschauen.

    Liebe Grüße
    Barbara

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  4. meine Mutter ist Zeitzeugin ( jetzt 95) und heute noch nervös und traurig, wenn dieses Thema kommt, es muß ziemlich schlimm gewesen sein. Liebe Grüße von Kathrin

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