Heute habe ich ihn endlich wieder gehört, den Gesang der Bienen. In meinem Weidenbäumchen an der Terrasse waren die ersten Wildbienen bei schönsten Sonnenschein auf Nektarsuche fündig geworden. Ich musste einfach Bilder machen und sie euch zeigen. Dazu passt "Der Gesang der Bienen" auf Papier optimal...
Die Bienen brauchen die Menschen nicht, aber die Menschen brauchen die Bienen. (Seite 90)
Schon
im Mittelalter nutzten die Menschen die Bienen. Seyfried ist einer
von ihnen. Mit seiner Familie, die er vom Erlös aus dem Verkauf von
Honig und Wachs ernährt, lebt der Zeidler im Münstertal im
Schwarzwald. Er hat Grund zur Sorge: Einige seiner Bienenvölker
sind ohne ersichtlichen Grund eingegangen, und seine Frau Elsbeth, die
als Heilerin versucht, die Schmerzen der Menschen zu lindern, hat
ein junges Mädchen in ihrem Haus aufgenommen.
Seine
Befürchtungen bewahrheiten sich. Das junge Mädchen ist Fronika, die Tochter des Marschalls der Zähringer, Gottfried von
Staufen, und wird gesucht. Als sie stirbt, gerät Elsbeth in den Verdacht, Schuld daran
zu sein. Darum und wegen eines (vermeintlichen) Bundes mit dem Teufel
wird sie zum Tode auf dem Schafott verurteilt. Nur auf Grund der
Erwähnung der berühmten Hildegard von Bingen gewährt Abt Eberhard Aufschub von 16 Tagen, damit Seyfried um
einen fürsprechenden Brief bei Hildegard von Bingen nachsuchen kann.
Der
Weg ist beschwerlich, und Seyfried nimmt ihn aus Liebe zu seiner Frau
gerne auf sich. Tatsächlich erreicht er das Kloster auf dem
Rupertsberg. Doch Hildegard hat gerade andere Sorgen. Die Bauarbeiten
an ihrer neuen Wirkungsstätte beanspruchen sie enorm, und darum
knüpft sie an ein Schreiben aus ihrer Hand einige Bedingungen, so dass sich
Seyfried vor scheinbar unlösbaren Hürden befindet...
Ralf
H. Dorweiler stellt in seinem historischen Roman „Der Gesang der
Bienen“ einen Zeidler in den Mittelpunkt, dessen Abenteuer ihn mit
historischen Persönlichkeiten wie Hildegard von Bingen und Friedrich
I., seines Zeichens König des Heiligen Römischen Reichs,
zusammenführen.
Der
Autor hat eine einnehmende und packende Erzählweise, die den Leser
in den Bann zu ziehen vermag. Dazu passt der Sprachgebrauch sehr gut in
die gewählte Zeit.
Während
sich die Geschichte zu Beginn noch ruhig entwickelt, kündigen sich bald schon dramatische und
lebhafte Ereignisse an. Es sind nicht nur das Auftauchen eines Bären
und die damit verbundenen Gefahren, sondern auch die Vorkommnisse,
die Seyfried auf seiner Reise zu schaffen machen. Dem Zeidler bleiben lediglich wenige Tage, das Leben seiner Frau zu retten. Obwohl nicht sicher
ist, ob ihm das überhaupt gelingt, lässt er sich nicht entmutigen.
Ja, er nimmt sich sogar die Zeit, einen verletzten Reiter zu helfen.
Daneben
berühren aber ebenso die Begebenheiten, mit denen sich die
zurückgebliebenen Familienmitglieder auseinandersetzen müssen. Ob
es nun Elsbeth im Kerker oder Anna und Jasper in der Küche der Burg
sind.
Dem
Autor entfaltet ein realistisches Bild vom Leben in
der Mitte des 12. Jahrhunderts. Insbesondere die Schilderung der
Hilflosigkeit der Menschen gegen die weltliche und kirchliche
Obrigkeit ist bemerkenswert. So wird auch der Druck, dem Seyfried und
seine Familie ausgesetzt ist, deutlich und spürbar.
Es
ist ein Wechselbad der Gefühle zwischen Bangen und Hoffen, dass das
scheinbar Unmögliche von Erfolg gekrönt sein möge, an dem der Leser teilhaben
kann. Ralf H. Dorweiler macht es Seyfried nicht leicht. Kaum glaubt
dieser sich am Ziel seiner Wünsche, trifft ihn ein Rückschlag.
Für
seine Geschichte hat der Autor Figuren mit Vergangenheit gewählt.
Elsbeth ist Seyfrieds zweite Frau, der er in aufrichtiger Liebe
zugetan ist. Das Familienleben ist einfach und bescheiden, von viel
Arbeit geprägt. Jedoch es gibt viele kleine Glücksmomente. Insgesamt
beeindrucken die Familienmitglieder durch das ungewöhnliche
Bekundung ihrer Gefühle, diese werden offen bekannt, in einer
lautlosen Umarmung oder aber auch direkt ausgesprochen.
Hierbei fällt primär die vierzehnjährige Anna mit ihrer außergewöhnlichen
Persönlichkeit auf. Sie ist mutig, tritt den Anklägern ihrer Mutter
entgegen und weist Behauptungen, diese stehe mit dem Teufel im Bunde
oder sei gar Schuld am Tod eines Menschen vehement zurück. Auch im
Verlauf der Handlung bewahrt sie sich ihre Kraft, nicht nur für ihren
Bruder. Obwohl dies nicht einfach ist. Als Kinder einer Mörderin
werden sie drangsaliert, und vor allem Anna sieht sich den
Nachstellungen von Theobald, einem Ritter in Diensten Gottfrieds von
Staufen, ausgeliefert.
Diese
geliebten Menschen zu verlieren, wäre für Seyfried das größte
Unglück. Elsbeth und die drei Kinder geben ihm Halt, denn sein
innerer Frieden ist gestört. Seyfried betet nicht. Er zweifelt an
Gott und seiner Allmacht. Dafür existieren Gründe, die erst im
Verlauf der Ereignisse beleuchtet werden.
Seyfrieds
Gegenpart ist Hildegard von Bingen, die es mit ihren Schauen bereits
zu Lebzeiten zur Berühmtheit gebracht hat. Der Autor versieht die
Äbtissin mit einem vielschichtigen Wesen, das zwar von hehren Zielen
beseelt ist, sich indes auch mit weltlichen Belangen auseinandersetzen
muss, die Charakterstärke verlangen. Dadurch legt sie oft eine
harsche Art an den Tag, die die Menschen brüskiert. Wiederum kann
sie sehr zugewandt und aufmerksam sein. Ein interessanter Aspekt in der Geschichte.
Durch
seine differenzierte, aufschlussreiche Darstellung einer fiktiven
Zeidlerfamilie im 12. Jahrhundert und die Einbindung historischer
Figuren wird Ralf H. Dorweilers Roman „Der Gesang der Bienen“ zu
einer mit Sachverstand erzählten Lektüre.
With spring come the flowers and the bees begin their dance by the flowers. The work of the bees is of extreme importance.
AntwortenLöschenBeautifl photos.
Have a nice weekend
Maria
Divagar Sobre Tudo um Pouco
Und bei Dir blühen die Kätzchen auch so schön, liebe Anke! Bei uns auch, allerdings gibt es in diesem Jahr deutlich weniger Bienen. Es ist auch einfach zu kalt bei uns.
AntwortenLöschenDeinen lieben Kommentar bei den Märzenbechern habe ich gerade noch beantwortet. Bin derzeit sehr mit Überlegungen wegen meines Umzugs nach Wordpress beschäftigt. Das wird noch geraume Zeit in Anspruch nehmen.
Liebe Grüße
Sara
Liebe Anke,
AntwortenLöschenich freue mich über deinen schönen Pos.
Alles Liebe
Elisabeth