Judith
ist Anfang Dreißig, als sie das Schicksal doppelt trifft. Erst stirbt ihr
Mann bei einem Lawinenunglück, zur gleichen Zeit erleidet ihr Vater
einen Herzanfall und fällt ins Koma. Die junge Frau vergräbt den
Kummer in sich und verbannt jegliche Gefühle, die über die zu ihrer
Tochter Vicky hinausgehen. "Eiskönigin" nennen sie die
Menschen
in ihrem Heimatort.
Doch
da ist noch ihr bester Freund Leon, den
sie bereits ihr halbes Leben kennt und mit dem sie die Begeisterung
für den Skisport teilt. Er gibt ihr Halt
und sich sehr viel Mühe, den Frohsinn wieder in Judys Dasein zu
bringen.
Und
plötzlich spürt Judy mehr als nur freundschaftliche Verbundenheit.
Ja, vielmehr zieht ihr Herz sehnsuchtsvoll zu Leon. Aber kann sie
ihrem Verlangen nachgeben? Oder ist Küssen unter Freunden unmöglich?
Tina Eugen schlägt in „Friends – Küssen unmöglich“ einen einfachen Erzählton an und umreißt mit detaillierten Bilder von einem winterlichen Skigebiet die vorhandenen Örtlichkeiten und Gegebenheiten. Beides ermöglicht es dem Leser, sich schnell in die Ereignisse hineinzufinden.
Bedauerlicherweise gewinnt die Geschichte nur langsam an Fahrt, hält
sich im ersten Drittel mit vielen eher unwichtigen Beschreibungen auf
und
wirkt auch
später an manchen Stellen etwas
ausschweifend. Hingegen sind die Protagonisten von glaubhafter Natur und verschaffen dem Geschehen eine solide Basis.
Es
gelingt der Autorin gut, ein Bild von Judith als Frau zu vermitteln,
die das Schicksal gebeutelt hat. Während sie viele traurige, bange,
ja wütende Momente heimsuchen und sie mit der Hilflosigkeit
und Verzweiflung
ebenso zurechtkommen muss, den der Tod eines geliebten Menschen mit sich
bringt, beherrscht sie ihre Trauer durch ein erhöhtes Arbeitspensum.
Obwohl
der
Wunsch von
Judith, ihr
altes, fröhliches Leben wieder zurückzubekommen, in
ihr schlummert,
fehlt
es an einem Durchbruch, wieder die beschwingte und ein wenig
verrückte Judith zu werden. Auch wenn ihre
Tochter Vicky
und ihr
bester Freund Leon zu den wichtigsten Bezugspersonen gehören und ihr
Kraft geben, weiterzumachen.
Tina
Eugen findet eine wunderbare Beschreibung: Leon ist Judiths
Lebensmensch. Tatsächlich kann Leon mit seiner Geduld, Sanftmut und
gleichzeitigen Unbeschwertheit Judith ohne Drängen aus ihrer
selbst gewählten Eishöhle locken und an tief greifende Gefühle
rühren. Etwas, worauf er schon viele Jahre gewartet hat.
Während
die Emotionen, die bei Judith in Bezug auf Leon entstehen und intensiviert werden,
eine nachvollziehbare Darstellung erfahren, mangelt es daran, Verständnis zu
entwickeln, warum Judith sich nach dem Tod ihres Mannes zunächst zur
Eiskönigin wird und zehn Monate danach zweifelt, eine Beziehung mit
Leon eingehen zu können. Denn so eitel Sonnenschein war die Ehe
zwischen ihr und Peter nicht. Vielmehr liegen in der Vergangenheit so
einige Geheimnisse verborgen.
Sind alle Hürden „umfahren“, bieten die Geschichte trotz
einiger Stolpersteine eine lebendige,
kurzweilige, manchmal
mit Humor versetzte
Unterhaltung.
3,5 Sterne
3,5 Sterne
Liebe Anke,
AntwortenLöschenherzlichen Dank für die gute Rezension.
Alles Liebe
Elisabeth